Eine Invasion der etwas anderen Art

Stechmücken breiten sich im Zuge des internationalen Warenaustauschs weltweit aus. Bevorzugtes Transportmittel sind gebrauchte Autoreifen und Pflanzenkübel. Mückenfallen an deutschen Autobahnraststätten liefern den Nachweis solcher blinder Passagiere (1). In Europa finden sie mittlerweile die passenden klimatischen Bedingungen, um heimisch zu werden. Die asiatische Tigermücke Aedes albopictus ist so ein Einwanderer. Sie ist potentieller Überträger des mittlerweile weltumspannend vorkommenden Dengue-Fiebers und von Chikungunya und ein Kandidat für das Zika-Virus. Daneben finden sich Cluster von Aedes japonicum und Aedes koreicus.

Die Tigermücke, Aedes albopictusAedes albopictus; BNITM
 
Mücken allein machen noch keine Epidemie. Erst wenn ein infizierter Mensch (Indexfall) von der Mücke gestochen wird, kann diese die Viren inokulieren und weitere Menschen infizieren (1). So geschehen 2007 in Ravenna (Chikungunya), 2010 in Kroatien (Dengue), 2010 sowie 2013-15 Südfrankreich (Dengue), 2012/13 in Madeira (Dengue), 2017 im Lazio/Italien und in Südostfrankreich (Chikungunya). Zeitzonenflüge und Migration begünstigen den Import von Krankheiten.

1 Chikungunya-Indexfall vermag 3-4 weitere Personen anzustecken. Im Vergleich dazu infiziert 1 Ebolakranker 1,3-1,6 weitere Menschen, 1 Masernkranker gar 16-18 weitere Menschen.

 

Die gemeine Stechmücke, Culex spp., ist in Süddeutschland die häufigste Mückenart (1). Dieser Plagegeist kann das West-Nil-Virus übertragen - wie Dengue- und Gelbfiebervirus den Flaviviren zugehörig. Das West-Nil-Virus hat von Afrika aus mit den Zugvögeln in Westasien, im Vorderen Orient und in Südosteuropa (Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Griechenland, 2012 Österreich) Einzug gehalten. 1999 hat es seinen Siegeszug durch die USA angetreten und sich bis 2004 von Ost nach West flächendeckend ausgebreitet (4). Es macht meist keine Symptome, in 20% treten grippeähnliche Symptome, ggf. auch ein stammbetonter Hautausschlag auf, in 1% kann es jedoch gefährliche Hirnhaut- oder Gehirnentzündungen sowie Nervenwurzelentzündungen hervorrufen. Im Sommer 2018 ist das West-Nil-Virus erstmals in verschiedenen Regionen Deutschlands bei mehreren Vögeln und einem Pferd nachgewiesen worden (5). Das Infektionsrisiko für den Menschen bleibt hierzulande dennoch gering.
 
 

Durch den Klimawandel erschließen sich auch die Malaria übertragenden Anopheles-Mücken neue Lebensräume (2). Wo sie bisher auf saubere Süßwasserreservoire angewiesen waren, nehmen sie nun auch mit Slums und Höhenlagen bis 2000m vorlieb. Noch fehlt hierzulande das menschliche Erregerreservoir und die erforderliche Dichte an Anophelesmücken, um die Malaria zu etablieren.

Übrigens gab es noch im letzten Jahrhundert in Deutschland Malaria-Endemieherde im Schwemmland und in Moorgebieten (3). Es handelte sich dabei überwiegend um die Malaria tertiana, bekannt unter den Namen Sumpffieber, Marschenfieber oder Wechselfieber. Ein letztes Aufflammen mit einigen Hundert Erkrankten ereignete sich nach Ende des Zweiten Weltkriegs.

In West- und Zentralgriechenland kam es 2017 zu den ersten von weiter folgenden autochthonen Fällen von Malaria tertiana durch lokale Anopheles-Mückenpopulationen, ausgehend von importierten Malariainfektionen. Weitere Meldungen kamen aus Zypern und Frankreich (6).

 

Literatur:

(1) Bernhard-Nocht-Institut: https://www.bnitm.de/forschung/importierte-epidemien/

(2) Ärztezeitung Nr.34-60D

(3) Marschenfieber - Wikipedia

(4) CRM, aktuelle Weltseuchenlage, Nov. 2015

(5) Deutsches Ärzteblatt Jg.115 Heft 41 12.Oktober 2018

(6) Deutsches Ärzteblatt Jg.114 Heft 45 10.November 2017