Der Äskulapstab und die Dracunculiasis

 

Seinen Namen erhielt der Äskulapstab von Asklepios, dem Gott der Heilkunde in der griechischen Mythologie. Als Sohn von Apollon, Gott des Lichts und der Heilung, und der thessalischen Fürstentochter Koronis wurde er vom heilkundigen Kentauren Cheiron erzogen und ebenso in der Heilkunde ausgebildet. Weil er als Arzt einen Toten wieder zum Leben auferweckte, erzürnte er Hades, den Herrscher des Totenreiches. Auf dessen Drängen wurde er von Zeus mit einem Blitz erschlagen, weil er sich erdreistet hatte, dem Willen der Götter entgegenzuwirken.

Asklepios soll zu seinen Lebzeiten, bei Wanderungen oder auf dem Weg zu Kranken, immer eine Äskulapnatter dabei gehabt haben, die sich um seinen Wanderstab ringelte. Bereits auf sprachlicher Ebene (im Altthrakischen) verbinden sich „as“ (die Schlange) und „klepi“ (etwas umwinden) zu „Asklepios“. Seit Menschengedenken gilt die Schlange als ein bedeutendes mystisches Wesen; so entwendet etwa der Gottkönig Gilgamesch im gleichnamigen Epos einer Schlange das lebensspendende Zauberkraut. Ihre Charakteristika „Verjüngung durch Häutung“, „Scharfsichtigkeit/Wachsamkeit“ sowie „Heilkraft“ machten sie zum Sinnbild ärztlicher Tugenden.

Eine besondere Bedeutung bekommt der Äskulapstab bei der Entfernung des Medinawurmes, auch Guineawurm genannt (Dracunculus medinensis) – siehe unten.

Die Dracunculiasis gehört zu den neglected tropical diseases und ist eine uralte parasitäre Erkrankung. Ihre Eradikation ist erklärtes Ziel der WHO und scheint machbar, da es kein tierisches Reservoir gibt, die Erkrankung leicht diagnostizierbar ist und in den lokalen Stammessprachen bekannt ist.

 

 

Der Übertragungszyklus beginnt mit dem Genuss von Wasser aus stehenden Gewässern (1), welches winzige Ruderfußkrebse beherbergt, die mit den Larven von Dracunculus medinensis kontaminiert sind. Die Larven gelangen über die Dünndarmwand (2) in die angrenzenden Gewebe, wo sie zur Reife gelangen. Die Männchen sterben nach der Befruchtung ab, die Weibchen wandern ins Unterhautgewebe (3) meist der Beine, aber auch des Bauches, der Brust, des Hodens. Etwa 10-14 Monate später bildet der adulte weibliche Wurm, der jetzt zu einer stattlichen Länge von 1m angewachsen ist, eine brennende Blase auf der Haut. Der Erkrankte versucht, die Schmerzen in kühlem Wasser zu lindern, was zum Heraustreten des Wurmes aus der Blase führt (4). Tausende von Larven gibt der Wurm jetzt ins Wasser ab, die über die erneute Infektion von Krebsen (5) und Durchlaufen von Reifungsstadien (6) die weitere Ausbreitung unter den Menschen sichern.

 

Die Wunde - Austrittspforte des Wurmes - kann sich infizieren, zur Abszessbildung führen, auf benachbarte Gelenke übergreifen und auch eine lebensbedrohliche Blutvergiftung auslösen. Die schmerzbedingte Bewegungseinschränkung führt dazu, dass nicht gearbeitet und für die Familie gesorgt werden, nicht die Schule besucht werden kann.

Emergence of a Guinea worm from a foot. Photo credit: E. Wolfe, 2003,The Carter Center

 Child immersing foot in water to ease pain and hasten worm emergence. Photo credit: Louise Gubb, 2007, The Carter Center


Die Extraktion des Wurmes erfolgt durch Wasserkontakt, Wundreinigung und das Wickeln des Wurmes um ein gespaltenes Holzstäbchen unter Desinfektion der Perforationsstelle. Das manuelle Vorgehen kann Tage bis Wochen in Anspruch nehmen. Sehr anschaulich zeigt diese Form der Behandlung das folgende Video der Carter-Stiftung: https://www.youtube.com/watch?v=u4kQWvUv_Ns . Eine spezifische antiparasitäre Therapie gibt es nicht. Das Zauberwort heißt health education.

Credit: The Carter Center

 

 

Quellen:

http://www.cugh.org/sites/default/files/109_Eradication_And_Control_Programs_Guinea_Worm_FINAL.pdf

http://www.cdc.gov/globalhealth/ntd/diseases/gw_burden.html

wikipedia